
Jüdischer Friedhof Elsoff
Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen, Germany
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Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen 57319 GermanyCoordinates: 51.02165, 8.51478 - Cemetery ID: 2548032
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"Seit ca. 1700 waren die ersten Generationen jüdischen Glaubens in Elsoff geboren, hatten hier gelebt und wollten entsprechend der jüdischen Tradition in der Nähe ihrer Familien begraben sein. Eine der zentralen Aufgaben einer Jüdischen Gemeinde ist die Bestattung der Toten, verbunden mit der Anlage und dem Unterhalt eines Friedhofs. Da dies nach jüdischer Tradition eine dauerhafte Anlage sein muss, um die ewige Ruhe der Toten zu gewährleisten, wurde das Grundstück in der Regel gekauft. In Elsoff ist der finanzschwachen, kleinen jüdischen Gemeinde dieser Platz von einer christlichen Familie des Ortes um das Jahr 1800 für Begräbnisse zur Verfügung gestellt worden. Dass dieser Friedhof am Unterhang des Heiligen Berges der Christen lag, hat keinen gestört. Warum entgegen der Tradition das Grundstück nicht gekauft wurde, ist unbekannt. Vorher sind die Elsoffer Juden vermutlich bereits ab 1720 auf einem eigenen "Todtenacker" in der Gemarkung Elsoff beerdigt worden. Nachforschungen im Laaspher Archiv belegen einen „Todtenacker" der Elsoffer Juden für das Jahr 1721. Judt Moses aus Elsoff bezahlt in diesem Jahr dafür Steuern an den Laaspher Grafen. Auch in den folgenden Jahrzehnten sind die Abgaben für diesen Friedhof im Laaspher Lehnsarchiv belegt. Der älteste Grabstein auf dem benachbarten Frohnhäuser Friedhof datiert von 1713. In Battenfeld ist der älteste erhaltene Grabstein von der aus Schmallenberg stammenden Rös, Frau des Mordechai ha-Kohen aus dem Jahr 1781. Dass es zu diesem frühen Zeitpunkt schon einen jüdischen Friedhof in Elsoff gab ist urkundlich belegt. Die sehr alten Grabsteine vor 1850 sind leider nicht mehr vorhanden. Dazu bedarf es weiterer Forschungen. Jüngste Recherchen im Stadtarchiv Bad Berleburg belegen, dass bereits für das Jahr 1813 ein jüdischer Begräbnisplatz im "Mann´schen Kataster" aus Hessen - Darmstädischer Zeit, "Unter dem Heiligenberg" eingetragen war. Die Parzelle trägt den Namen: "Begräbnis der Juden". Über die Genealogie der Elsoffer Judenfamilien ist bisher kaum etwas bekannt.
Bei den mitteleuropäischen Juden war es Brauch, bei Begräbnissen die Leiche mit den Füßen in Richtung des Weges nach Jerusalem (Osten) zu legen. Diesen Weg wird der Tote nach der Auferstehung gehen. Der Grabstein steht in der Regel am westlichen Grabende („zu Häupten des Toten") mit der Inschrift nach Osten zeigend. In Elsoff zeigen viele Grabsteine zum Tal und zum Dorf hin, sind also nach Südwesten/Westen ausgerichtet. Eine verbindliche Vorschrift über die Ausrichtung der Gräber und der Inschriften hat es nicht gegeben.
Mehrere Zeitzeugen (darunter meine Mutter, Jahrgang 1918) berichten über den Ablauf einer jüdischen Beerdigung im Dorf in den Jahren 1925 bis 1937: Der ganz in schwarz gekleidete Trauerzug bewegte sich mit dem von Trägern getragenen Sarg vom Trauerhaus bis zum Friedhof unter dem Heiligenberg. Besonders mühselig war es, den Sarg die letzten 50m den steilen Hang hinauf über den schmalen Fußweg an die Grabstelle zu bekommen. Auf dem Weg zum Friedhof wurde der Sarg mehrfach abgestellt, um die Träger zu wechseln. Der Vorsänger sagte: „Grüß mir den Vater Abraham" und der Trauerzug ergänzte im Chor: „Mir aa, mir aa, mir aa". Sinngemäß: „Grüß ihn mir auch." Ein ähnliches Zeremoniell wird auch aus Bad Berleburg berichtet.
Eine Besonderheit der Grabsteine des 19. Jh. sind zweisprachige Inschriften, bei denen hebräische Wörter mit deutschen oder jiddischen (in hebräischer Schrift) abwechseln (Abb. Hebräische Grabinschrift, Memorial# 133498222). Hier deutet sich der Übergang von den vorher ausschließlich hebräisch abgefassten Inschriften der mittel- und osteuropäischen Aschkenasim zu ausschließlich in Deutsch abgefassten Inschriften an. Bei zweisprachiger Inschrift zeigt bei den älteren Gräbern die hebräische meist zum Grab, die deutsche ist auf der anderen Seite. Beispiel:# 133259387. Nach dem 1. Weltkrieg sind fast nur noch deutsche Inschriften anzutreffen. Nur wenige der noch vorhandenen Elsoffer Grabsteine zeigen Symbole wie den sechseckigen Davidstern, Ölzweige oder einen Palmzweig."
Der Jüdische Friedhof Elsoff wurde 1938 in einem barbarischen Akt von Elsoffer Nazis geschändet. Dabei wurden zahlreiche Grabsteine zerstört und teilweise vom Friedhof entfernt. Auch in den Archiven und Ämtern in Wittgenstein wurden Dokumente vor dem Einmarsch der Alliierten im Frühjahr 1945 vernichtet. Dies erschwert uns heute eine exakte Dokumentation über die hier bestatteten Menschen.
Georg L. (#47176827)
"Seit ca. 1700 waren die ersten Generationen jüdischen Glaubens in Elsoff geboren, hatten hier gelebt und wollten entsprechend der jüdischen Tradition in der Nähe ihrer Familien begraben sein. Eine der zentralen Aufgaben einer Jüdischen Gemeinde ist die Bestattung der Toten, verbunden mit der Anlage und dem Unterhalt eines Friedhofs. Da dies nach jüdischer Tradition eine dauerhafte Anlage sein muss, um die ewige Ruhe der Toten zu gewährleisten, wurde das Grundstück in der Regel gekauft. In Elsoff ist der finanzschwachen, kleinen jüdischen Gemeinde dieser Platz von einer christlichen Familie des Ortes um das Jahr 1800 für Begräbnisse zur Verfügung gestellt worden. Dass dieser Friedhof am Unterhang des Heiligen Berges der Christen lag, hat keinen gestört. Warum entgegen der Tradition das Grundstück nicht gekauft wurde, ist unbekannt. Vorher sind die Elsoffer Juden vermutlich bereits ab 1720 auf einem eigenen "Todtenacker" in der Gemarkung Elsoff beerdigt worden. Nachforschungen im Laaspher Archiv belegen einen „Todtenacker" der Elsoffer Juden für das Jahr 1721. Judt Moses aus Elsoff bezahlt in diesem Jahr dafür Steuern an den Laaspher Grafen. Auch in den folgenden Jahrzehnten sind die Abgaben für diesen Friedhof im Laaspher Lehnsarchiv belegt. Der älteste Grabstein auf dem benachbarten Frohnhäuser Friedhof datiert von 1713. In Battenfeld ist der älteste erhaltene Grabstein von der aus Schmallenberg stammenden Rös, Frau des Mordechai ha-Kohen aus dem Jahr 1781. Dass es zu diesem frühen Zeitpunkt schon einen jüdischen Friedhof in Elsoff gab ist urkundlich belegt. Die sehr alten Grabsteine vor 1850 sind leider nicht mehr vorhanden. Dazu bedarf es weiterer Forschungen. Jüngste Recherchen im Stadtarchiv Bad Berleburg belegen, dass bereits für das Jahr 1813 ein jüdischer Begräbnisplatz im "Mann´schen Kataster" aus Hessen - Darmstädischer Zeit, "Unter dem Heiligenberg" eingetragen war. Die Parzelle trägt den Namen: "Begräbnis der Juden". Über die Genealogie der Elsoffer Judenfamilien ist bisher kaum etwas bekannt.
Bei den mitteleuropäischen Juden war es Brauch, bei Begräbnissen die Leiche mit den Füßen in Richtung des Weges nach Jerusalem (Osten) zu legen. Diesen Weg wird der Tote nach der Auferstehung gehen. Der Grabstein steht in der Regel am westlichen Grabende („zu Häupten des Toten") mit der Inschrift nach Osten zeigend. In Elsoff zeigen viele Grabsteine zum Tal und zum Dorf hin, sind also nach Südwesten/Westen ausgerichtet. Eine verbindliche Vorschrift über die Ausrichtung der Gräber und der Inschriften hat es nicht gegeben.
Mehrere Zeitzeugen (darunter meine Mutter, Jahrgang 1918) berichten über den Ablauf einer jüdischen Beerdigung im Dorf in den Jahren 1925 bis 1937: Der ganz in schwarz gekleidete Trauerzug bewegte sich mit dem von Trägern getragenen Sarg vom Trauerhaus bis zum Friedhof unter dem Heiligenberg. Besonders mühselig war es, den Sarg die letzten 50m den steilen Hang hinauf über den schmalen Fußweg an die Grabstelle zu bekommen. Auf dem Weg zum Friedhof wurde der Sarg mehrfach abgestellt, um die Träger zu wechseln. Der Vorsänger sagte: „Grüß mir den Vater Abraham" und der Trauerzug ergänzte im Chor: „Mir aa, mir aa, mir aa". Sinngemäß: „Grüß ihn mir auch." Ein ähnliches Zeremoniell wird auch aus Bad Berleburg berichtet.
Eine Besonderheit der Grabsteine des 19. Jh. sind zweisprachige Inschriften, bei denen hebräische Wörter mit deutschen oder jiddischen (in hebräischer Schrift) abwechseln (Abb. Hebräische Grabinschrift, Memorial# 133498222). Hier deutet sich der Übergang von den vorher ausschließlich hebräisch abgefassten Inschriften der mittel- und osteuropäischen Aschkenasim zu ausschließlich in Deutsch abgefassten Inschriften an. Bei zweisprachiger Inschrift zeigt bei den älteren Gräbern die hebräische meist zum Grab, die deutsche ist auf der anderen Seite. Beispiel:# 133259387. Nach dem 1. Weltkrieg sind fast nur noch deutsche Inschriften anzutreffen. Nur wenige der noch vorhandenen Elsoffer Grabsteine zeigen Symbole wie den sechseckigen Davidstern, Ölzweige oder einen Palmzweig."
Der Jüdische Friedhof Elsoff wurde 1938 in einem barbarischen Akt von Elsoffer Nazis geschändet. Dabei wurden zahlreiche Grabsteine zerstört und teilweise vom Friedhof entfernt. Auch in den Archiven und Ämtern in Wittgenstein wurden Dokumente vor dem Einmarsch der Alliierten im Frühjahr 1945 vernichtet. Dies erschwert uns heute eine exakte Dokumentation über die hier bestatteten Menschen.
Georg L. (#47176827)
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- Added: 22 Jul 2014
- Find a Grave Cemetery ID: 2548032
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